„Wenn Sie ernst gegen sich selbst bleiben, so steht Ihnen Großes bevor“

Aus dem Nachlass von Waldemar Bonsels

Von Christina Lemmen, Waldemar-Bonsels-Stiftung / Monacensia im Hildebrandhaus

Am 31. Juli 1952 starb Waldemar Bonsels mit 72 Jahren in seinem Haus in Ambach am Starnberger See. Der Schriftsteller wurde im norddeutschen Ahrensburg geboren, lebte jedoch – nach einem Abstecher als Missionskaufmann in Indien – ab 1904 vorwiegend in Bayern. Heute ist er vor allem für seinen erfolgreichsten Roman Die Biene Maja und ihre Abenteuer (1912) bekannt. Die Monacensia verwahrt den Nachlass des Autors seit 1993 als Dauerleihgabe der Waldemar-Bonsels-Stiftung. Seit März 2020 stehen Manuskripte, Briefe, Dokumente und Fotos auf www.monacensia-digital.de/bonsels auch online für Entdeckungsreisen in das Leben von Waldemar Bonsels zur Verfügung.

Erste Albumseiten mit Teta und Zitat, 1907; Foto: Eva Jünger

Ein herausstechendes Objekt ist das in Pergament eingeschlagenes Album, auf dessen Einband Jahrzehnte und schreibende Hände Spuren hinterlassen haben. „Begonnen im Januar 07 in München-Schwabing“, notiert Waldemar Bonsels auf der ersten Seite, rechts neben einem Bild seiner ersten Frau Teta Brandenburg. Darunter ein Zitat aus einem Brief des Schriftstellers Hermann Stehr:

Wenn Sie ernst gegen sich selbst bleiben, so steht Ihnen Großes bevor.

Diese Prophezeiung sollte sich erfüllen: Waldemar Bonsels zählte zu den erfolgreichsten deutschen Autoren der 1920er und -30er Jahre.

Waldemar Bonsels mit Buch, um 1910; Fotograf: Franz Grainer, München

1907 jedoch steht der Durchbruch noch bevor. Bonsels lebt in Schwabing – wo er gemeinsam mit Freunden einen Verlag führt – und hat erste eigene Romane veröffentlicht. Seine Frau erwartet das zweite Kind. Die letzten Albumeinträge stammen von 1920. Zu diesem Zeitpunkt ist Die Biene Maja zum Bestseller avanciert und hat Waldemar Bonsels finanzielle Unabhängigkeit beschert. Er besitzt ein Haus in Ambach am Starnberger See, hat vier Söhne und ist in zweiter Ehe mit Elise Ostermeyer verheiratet. Dass auch diese Ehe nicht halten wird, ist ebenso Zukunftsmusik wie seine Reisen nach Brasilien, Ägypten und die USA. Auch seine opportunistische Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus steht noch bevor.

Albumseiten mit Fotos und Gedichten, 1909; Foto: Eva Jünger

Die Seiten des Albums sind gefüllt mit Fotos von Freunden, Eroberungen und Familienmitgliedern, oft flankiert von Zitaten aus Briefen, Ort oder Jahreszahl. Waldemar Bonsels gewidmete Gedichte finden sich ebenso wie Entwürfe seiner Werke Feuer (1909) und Don Juan (1910). Herausgerissene Fotos zeugen vielleicht von zerbrochenen Freundschaften und Liebeleien. Und wie es sich für ein langjährig geführtes Notizbuch gehört, sind zwischen die Seiten lose Fotos, Zettel, getrocknete Blumen und Eintrittskarten gesteckt. Das Album ist also eine Mischung aus Freundschafts- und Sammelalbum, Notiz- und Tagebuch. An dieser Sammlung lässt sich ablesen, welche Dinge Waldemar Bonsels in dieser Zeitspanne beschäftigten, wo er sich aufhielt, wen er traf und was ihm wichtig war. So notiert er 1914 auf Seite 219 eines seiner Arbeitscredos:

„Es kommt in der Kunst nicht darauf an, etwas Alltägliches besonders zu machen, sondern etwas Besonderes allgemein.“

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