In den vergangenen Jahrzehnten ist in Sachen Gleichberechtigung einiges erreicht worden – so sagt man. Doch ist das schon genug? Darüber gehen die Meinungen auseinander … Aber wer streitet da eigentlich mit wem und warum ziehen nicht alle Frauen am selben Strang? Und wieso behaupten manche weiterhin, Feministinnen seien Männerhasser? Fragen über Fragen, deshalb hier zehn Buchtipps: Pflichtlektüre für alle, die mitreden wollen in der stets von allerlei Banalitäten und Populismen bedrohten Debatte über den zeitgenössischen Feminismus.
Luise Berg-Ehlers: Unbeugsame Lehrerinnen – Frauen mit Weitblick
Sandmann 2015, 184 Seiten
Der Weg von der Gouvernante zu einer mit allen Rechten und Pflichten ausgestatteten Lehrerin war mühsam und steinig. Kein anderer weiblicher Beruf hat vor allem die Männer dermaßen zu Häme provoziert wie dieser. Dabei waren es die Lehrerinnen, die mit ihrem geradezu missionarischen Eifer, ihren pädagogischen Visionen und mitunter kämpferischen Ambitionen dafür eintraten, dass Mädchen Zugang zur Bildung bekamen, das Abitur machen und schließlich studieren durften. Aber nicht nur das, sie entwickelten neue Erziehungskonzepte, die sich vom bedingungslosem Gehorsam unterschieden und „das glückliche Kind“ in den Mittelpunkt rückten. Nicht alles ist dabei gelungen, aber es ist höchste Zeit, die Lebensleistung dieser Frauen zu würdigen.
Im Onlinekatalog der Münchner Stadtbibliothek
Anke Domscheit-Berg: Ein bisschen gleich ist nicht genug!
Heyne 2015, 240 Seiten
Frauen werden seltener Chefs, verdienen weniger und tragen die Hauptlast unbezahlter Arbeit in Haushalt und Familie: das Resultat einer Gesellschaft, die Männer und Frauen in stereotype Schubladen steckt. Ob Spielzeug, Werbung oder Medien – überall werden Frauen sexualisiert, als schwach und weniger kompetent dargestellt. Anke Domscheit-Berg zählt schockierende Fakten zu einem anhaltenden Missstand auf und zeigt, was Unternehmen, Politik und jede(r) Einzelne zu echter Gleichberechtigung beitragen können.
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Julia Korbik: Stand up. Feminismus für Anfänger und Fortgeschrittene
Rogner & Bernhard 2014, 413 Seiten
Wer heute jung ist, kriegt Gänsehaut, wenn das Wort Feminismus fällt. Feminismus bedeutet Achselhaare, Kampflesben, Männerhasserinnen und schlechte Laune. Frauen können heutzutage Bundeskanzlerin werden, also wozu brauchen wir noch Feminismus? Die Antwort ist ganz einfach: Wir sind von echter Gleichberechtigung immer noch meilenweit entfernt. Solange Heidi Klum ihre dressierten Models vorführt, solange Mädchen denken, es sei wichtiger hübsch als schlau zu sein, solange die Zahl der Schönheitsoperationen weiter wächst, solange Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer – solange sind wir nicht am Ziel.
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Lilly Lent und Andrea Trumann: Kritik des Staatsfeminismus
Bertz und Fischer 2015, 118 Seiten
Frauenquoten in Aufsichtsräten, garantierte Kitaplätze, Eltern- und Betreuungsgeld – „Gender Mainstreaming“ scheint in den letzten Jahren zu einem zentralen Anliegen staatlicher Politik geworden zu sein. Dabei gerät die dunkle Seite dieser „Emanzipation“ jedoch aus dem Blick: Von der neoliberalen Umverteilungs- und Verarmungspolitik sind vor allem Frauen betroffen, der Niedriglohnsektor ist vornehmlich weiblich, und schlecht bezahlte Sorge- und Pflegearbeit wird weiterhin meist von Frauen erledigt. Und auch die angeblich auf Gleichstellung der Geschlechter zielende Frauen- und Familienpolitik des Staates verfolgt bei genauerer Betrachtung ganz andere Zwecke.
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Katrine Marçal: Machonomics. Die Ökonomie und die Frauen
C. H. Beck 2016, 205 Seiten
„Kein Aspekt der weiblichen Biologie prädestiniert die Frau für unbezahlte Hausarbeit. Oder dafür, ihren Körper für einen lausig bezahlten Job im öffentlichen Sektor zu schinden. Will man den globalen Zusammenhang zwischen ökonomischer Macht und dem Besitz eines Penis legitimieren, muss man woanders suchen.“ Frauen werden schlechter bezahlt als Männer? Natürlich weil ihre Arbeit weniger wert ist, erklären die Ökonomen, sonst würde sie ja besser bezahlt. Frauen ziehen Kinder groß, schmeißen den Haushalt und halten dem Mann den Rücken frei, damit er sich auf seine Karriere konzentrieren kann? Spielt für das Bruttosozialprodukt leider keine Rolle, sagen die Ökonomen. Denn der rationale und egoistische Mensch der Ökonomie, der „economic man“, ist vor allem eins: ein Mann. Und er funktioniert wie ein Mann.
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Laurie Penny: Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution
Edition Nautilus 2015, 288 Seiten
Ein Buch über Armut und Vorurteile, Online-Dating und Essstörungen, Straßenkämpfe und Fernsehlügen. Der Backlash gegen sexuelle Freiheit für Männer und Frauen und gegen soziale Gerechtigkeit ist unübersehbar – und der Feminismus muss mutiger werden! Laurie Penny spricht für einen Feminismus, der keine Gefangenen macht, dem es um Gerechtigkeit und Gleichheit geht, aber auch um Freiheit für alle. Um die Freiheit zu sein, wer wir sind, zu lieben, wen wir wollen, neue Genderrollen zu erfinden und stolz gegenüber jenen aufzutreten, die uns diese Rechte verweigern wollen.
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Katrin Rönicke: Bitte freimachen. Eine Anleitung zur Emanzipation
Metrolit 2015, 222 Seiten
Geschlechterrollen sind allgegenwärtig. Sie geben vor, wie wir auszusehen und zu sprechen haben, sie legen fest, wo wir uns einmischen dürfen und wo nicht – und wer sich daran nicht hält, gilt bald nicht mehr als richtiger Mann oder richtige Frau. In „Bitte freimachen“ zeigt Katrin Rönicke, wie wir alle noch von Stereotypen bestimmt werden und was genau sie mit uns machen. Indem sie von sich und ihrem Körperbild, von ihren Erfahrungen als Mutter und in der Arbeitswelt, dem Internet und der Politik erzählt, erzählt sie auch von uns und unserer Gesellschaft – und von den Möglichkeiten, diesen Festlegungen zu entkommen.
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Antje Schrupp: Kleine Geschichte des Feminismus im euro-amerikanischen Kontext
Unrast 2015, 88 Seiten
Philosophinnen, Rebellinnen, Aktivistinnen: Dieser Comic erzählt die Geschichte des Feminismus im euro-amerikanischen Kontext von der Antike bis heute. Vorgestellt werden dabei nicht nur einzelne Feministinnen, sondern auch wichtige feministische Debatten, zum Beispiel über gleiche Rechte, Hausarbeit, freie Liebe, Gleichheit und Differenz oder Gendermainstreaming, in ihrem jeweiligen historischen Kontext.
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Anne-Marie Slaughter: Was noch zu tun ist
Kiepenheuer & Witsch 2016, 348 Seiten
Anne-Marie Slaughter präsentiert eine neue Vision, was Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen wirklich bedeuten würde und wie dies zu erreichen wäre. Sie stellt klar, dass es keinesfalls allein Aufgabe der Frauen ist, die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf hinzubekommen. Hier sind auch die Männer gefragt, die Unternehmen und der Staat.
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Margarete Stokowski: Untenrum frei
Rowohlt Verlag 2016, 256 Seiten
Stokowski erzählt von dem frühen Wunsch, unbedingt als Mädchen wahrgenommen zu werden, von unzulänglichem Aufklärungsunterricht, von Haaren und Enthaarung, von Gewalterlebnissen, von Sex, von Liebe und vom Feminismus. Und sie verbindet ihre persönlichen Erlebnisse mit philosophischen, politischen und wissenschaftlichen Analysen und zeigt damit: Sie ist mit ihren Erfahrungen nicht alleine. Wir fühlen uns als freie, aufgeklärte Individuen, aber erst wenn wir Geschichte um Geschichte zusammentragen, wird die kollektive Schieflage, die strukturelle Ungleichheit sichtbar.
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