Vier Fragen an: Corinne Rufli

Lesungen, Konzerte, Ausstellungen und vieles mehr: Unser Veranstaltungsprogramm ist umfangreich und vielfältig, gleichsam täglich könnt ihr neue Menschen und Ideen entdecken. Damit ihr unsere Gäste ein bisschen besser kennenlernen könnt, stellen wir sie hier im Blog mit unserem Fragebogen vor.
Heute: die schweizer Historikerin und Germanistin Corinne Rufli widmet sich in ihrem Buch „Seit dieser Nacht war ich wie verzaubert“ den Lebensgeschichten von elf frauenliebenden Frauen. Die Lesung aus ihrem Buch mit anschließendem Gespräch findet am 21. Oktober um 18.00 Uhr statt und kann zusätzlich live und im Archiv auf YouTube geschaut werden.

1. Stellen Sie sich bitte kurz vor.

Ich bin ein europäisches Mischprodukt: flaches Schweizer Mittelland trifft in mir auf Hochalpines und Römisches. Aufgewachsen bin ich in einer heterosexuellen Kleinfamilie in einer heteronormativen Welt. Ich war stark und rebellisch genug, einen eigenen Weg zu suchen und zu finden. Aktuell bin ich Doktorandin und forsche zur Lesbengeschichte der Schweiz. Als Historikerin, Autorin und Aktivistin folge ich den Spuren frauenliebender Frauen im Alter. In meinem Buch „Seit dieser Nacht war ich wie verzaubert“ erzählen frauenliebende Frauen über siebzig aus ihrem Leben. Mit diesem Buch und mit Protagonistinnen daraus bin ich gerne unterwegs für Lesungen und Gesprächsabende.

2. Können Sie uns ein Buch empfehlen?

„Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven“ von Zora Neale Hurston. Die Autorin (1891-1960) hat die Geschichte eines Mannes aufgeschrieben, der auf einem der letzten Sklavenschiffe in die die USA deportiert wurde. Erst 2018 erschien dieser eindrückliche und unglaublich berührende Zeitzeugenbericht als Buch. Bereits ihr bekanntestes Buch „Vor ihren Augen sahen sie Gott“ faszinierte mich sehr. Sprachlich, ich las es auf Englisch, und auch inhaltlich. Ich habe von Zora Neale Hurston viel erfahren darüber, was es hieß, Schwarz zu sein in Amerika Anfang des letzten Jahrhunderts. Und wie Rassismus in dieser Welt grassiert.      

3. Was verbinden Sie mit Bibliotheken?

Mit 14 suchte ich in meiner Stadtbibliothek heimlich nach Büchern zum Thema Lesbischsein. Ich wollte mich informieren über ein Gefühl, das ich nicht einordnen konnte. Stets hatte ich mir alle Hinweise zu lesbischen Autorinnen oder Inhalten in ein Büchlein aufgeschrieben und durchstöberte so die Bücherregale. Einmal, als ein Titel zu offensichtlich war, und ich mich nicht wagte, das Buch auszuleihen, habe ich es gestohlen. Es steht noch immer in meinem Bücherregal. Heute kaufe ich mir immer alle Bücher, meine Bibliothek steht in meinem Wohnzimmer.

4. Und wie geht es mit der Welt weiter?

Die Welt? Die dreht immer weiter. Mit oder ohne uns.


Corinne Rufli ist am 21. Oktober in der Stadtbibliothek in Neuhausen zu Gast. Zur Veranstaltung

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