Wie wollen wir leben? Sachbuchtipps im September

Die Welt ist in Bewegung, und darüber wollen wir mehr wissen und erfahren. Jeden Monat pickt deshalb unser Sachbuchlektor für euch die besten und interessantesten Bücher aus der Masse an Neuerscheinungen heraus. Diesmal im Fokus: die Natur, der Mensch und die Gesellschaft in globalisierten Zeiten. Ein Klick aufs jeweilige Cover führt euch in unseren Onlinekatalog zum Bestellen oder Vormerken.


Thomas Kruchem: Am Tropf von Big Food. Wie die Lebensmittelkonzerne den Süden erobern und arme Menschen krank machen
Transcript Verlag, 214 Seiten

Die Weltgesundheitsorganisation schlägt Alarm: Big Food, die multinationale Nahrungsmittelindustrie, ist noch gefährlicher als die Tabak- und Alkoholindustrie. Aggressiv erobern die Konzerne jetzt arme Länder und drängen mangelernährten Müttern und ihren Kindern krankmachendes Junkfood auf – Instantnudeln, Kekse, Chips, überzuckerte Drinks. Die Folge: eine Pandemie der Fettleibigkeit – allein in China starben 2016 1,3 Millionen Menschen an Diabetes. Kein Zweifel: Big Food macht Riesen-Profite auf dem Rücken der Ärmsten. Das muss bekämpft werden – aber wie?

Thomas Kruchem deckt auf, wie Big Food Nothilfe vor seinen Karren spannt und Kritiker mundtot macht; wie die Konzerne UN-Organisationen, Hilfswerke wie Oxfam sowie Wissenschaftler mit Millionen finanzieren. Gegen diese Praktiken von Big Food schlägt er schließlich zehn konkrete politische Maßnahmen vor. (Text: Verlag)


Sebastian Junger: Tribe. Das verlorene Wissen um Gemeinschaft und Menschlichkeit
Aus dem Amerikanischen von Teja Schwaner, Blessing Verlag, 192 Seiten

Warum beschließen Soldaten nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg und in die Heimat, sich zu neuen Einsätzen zu melden? Warum sind Belastungsstörungen und Depressionen in unserer modernen Gesellschaft so virulent? Warum erinnern sich Menschen oft sehnsüchtiger an Katastrophenerfahrungen als an Hochzeiten oder Karibikurlaube? Mit „Tribe“ hat Sebastian Junger eines der meistdiskutierten Werke des Jahres vorgelegt. Er erklärt, was wir von Stammeskulturen über Loyalität, Gemeinschaftsgefühl und die ewige Suche des Menschen nach Sinn lernen können. (Text: Verlag)


Ulrich Brand, Markus Wissen: Imperiale Lebensweise. Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus
Oekom Verlag, 224 Seiten

Haben wir die Zeiten des Imperialismus nicht längst hinter uns gelassen? Wenn man erwägt, in welchem Maße sich der Globale Norden nach wie vor an den ökologischen und sozialen Ressourcen des Globalen Südens bedient, rücken die Begriffe „Globaler Kapitalismus“ und „Imperialismus“ wieder näher zusammen. Unsere Muster von Produktion und Konsum erfordern einen überproportionalen Zugriff auf Ressourcen, Arbeitskraft und biologische Senken der restlichen Welt. Mit anderen Worten: Die Ausbeutung von Mensch und Natur hält nach wie vor an – und nimmt weiter an Fahrt auf.
Ulrich Brand und Markus Wissen legen in ihrem Buch eine umfassende Krisenbeschreibung vor, die zeigt, wie inadäquat die aktuellen, oft marktförmigen und technischen Strategien der Problemlösung im Kapitalismus sind. Das Buch erinnert eindringlich daran, wie notwendig eine umfassende »sozial-ökologische Transformation« hin zu einer solidarischen Lebensweise ist und wie man sie auf den Weg bringen kann. (Text: Verlag)


Eskil Engdal, Kjetil Saeter: Fisch-Mafia. Die Jagd nach den skrupellosen Geschäftemachern auf unseren Weltmeeren
Aus dem Norwegischen von Lothar Schneider, Campus Verlag, 339 Seiten

Das Geschäft mit dem Antarktisdorsch ist illegal – und lukrativ. Genau wie Drogenhandel. Von Polizei und Behörden unbehelligt spült eine Flotte von Piraten-Trawlern ihren Eignern zweistellige Millionenbeträge in die Taschen. Jahr für Jahr – dem „weißen Gold“ sei Dank. Der Umweltorganisation Sea Shepherd ist es gelungen, den Trawler „Thunder“ zu stellen. Bevor dessen Kapitän sein Schiff eigenhändig versenkte, konnte Sea Shepherd noch wichtige Dokumente und Beweise von Bord retten. Die preisgekrönten Journalisten Engdal und Sæter schildern in ihrem Buch „Fisch-Mafia“ die dramatischen Ereignisse auf See und nehmen im Anschluss die Spur zu den Eignern des Schiffes auf: Sie führt zum Mafia-Clan Vidal Armadores im spanischen Galicien und endet (vorerst) vor dem obersten Gerichtshof des Landes. (Text: Verlag)


Axel Hacke: Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen
Kunstmann Verlag, 192 Seiten

Was bedeutet es eigentlich für jeden Einzelnen, wenn Lüge, Rücksichtslosigkeit und Niedertracht an die Macht drängen oder sie schon errungen haben? Wenn so erfolgreich in der Öffentlichkeit gegen alle bekannten Regeln des Anstands verstoßen wird? Was heißt unter diesen Bedingungen genau: ein anständiges Leben zu führen?
Axel Hackes Buch ist kein Pamphlet, denn Pamphlete gibt es genug; es ist vielmehr ein assoziatives Nachdenken über das Zusammenleben der Menschen und die schon von Anton Tschechow gestellte Frage: Warum leben wir nicht so, wie wir leben könnten? Es ist ein Plädoyer dafür, die Antwort erst einmal nicht bei anderen, sondern bei sich selbst zu suchen – und dabei vielleicht am Ende ein wenig Demut, auch etwas Neugier auf andere zu entdecken. Denn vermutlich geht es in unserer komplizierten Welt zuallererst nicht um die Lösung aller Probleme. Die hat ohnehin keiner, und wer so tut, als hätte er sie, dem sollte man misstrauen. Sondern es gilt, eben diese Tatsache mit Anstand zu ertragen und sich dabei mit der großen und immer neu zu stellenden Frage zu beschäftigen: Wie wollen wir eigentlich miteinander umgehen? (Text: Verlag)


Featured Image: Clem Onojeghuo / Unsplash

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