Neue Sachbücher im Juni

Die Welt ist in Bewegung, und darüber wollen wir mehr wissen und erfahren. Jeden Monat pickt deshalb unser Sachbuchlektor für euch die besten und interessantesten Bücher aus der Masse an Neuerscheinungen heraus. Diesmal im Fokus: Geschichte, Urbanität, Konsum und US-Politik. Mit dabei sind viele bekannten Namen, wie etwa Michael Wolffsohn, Aslı Erdoğan, Bernie Sanders und die Obamas. Ein Klick aufs jeweilige Cover führt in unseren Onlinekatalog zum Ausleihen oder Vormerken.


Michael Wolffsohn: Deutschjüdische Glückskinder. Eine Weltgeschichte meiner Familie
dtv Verlagsgesellschaft, 440 Seiten

Weshalb Großvater Wolffsohn in Tel Aviv sozialistische Lehrer mit dem Gartenschlauch bespritzte, warum Hitler Wirtschaftsaufschwung Juden wie Großvater Saalheimer benebelte, bis er ins KZ Dachau verschleppt wurde, wie deutsche Juden in Palästina den Holocaust erlebten, warum ihre Kinder Bauern wurden, welche Rolle Ovid in Israels Militär spielte, was Michael Wolffsohn zu den jüdischen und nichtjüdischen Instanzen in Deutschland zu sagen hat: Wenn ein Historiker wie er die Geschichte seiner Familie erzählt, darf man sich auf Überraschungen gefasst machen. (Text: Verlag)


Mazda Adli: Stress and the City. Warum uns Städte krank machen. Und warum sie trotzdem gut für uns sind
C. Bertelsmann, 384 Seiten

Machen Städte krank? Schadet Stadtleben unserer Psyche? Macht nur Landleben glücklich? Provokante Fragen mit brisantem Hintergrund. Denn 2050 werden rund siebzig Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Immer mehr Millionenstädte verändern das Gesicht der Erde. Sie sind die Zentren unserer Gesellschaften. Die Menschen profitieren von der Vielfalt, den kulturellen Ressourcen und den Möglichkeiten zur persönlichen Entfaltung. Gleichzeitig prägen Dichte, Lärm, Hektik, Gewalt und Anonymität den urbanen Alltag. Der Arzt und Psychiater Mazda Adli fragt, wie unser Gehirn auf die permanenten Reize in der Stadt reagiert und ob uns sozialer Stadtstress krank machen kann. Urbanisierung, so sein Fazit, wird sich für unsere Gesundheit als mindestens so relevant erweisen wie der Klimawandel. Gesunde Städte zu formen wird deshalb eine immer dringendere sozial- und gesundheitspolitische Notwendigkeit. Adli plädiert für eine Neurourbanistik, einen interdisziplinären Ansatz für Wissenschaft, Kultur und Politik, um neue Visionen für unsere Städte zu entwerfen. Er sagt: Städte sind gut für uns – wir müssen nur lernen, sie zu lebenswerten Orten zu machen. (Text: Verlag)


Frank Trentmann: Herrschaft der Dinge. Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute
DVA, 1104 Seiten, aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt und Stephan Gebauer-Lippert

Was wir konsumieren, ist zu einem bestimmenden Aspekt des modernen Lebens geworden. Wir definieren uns über unseren Besitz, und der immer üppigere Lebensstil hat enorme Folgen für die Erde. Wie kam es dazu, dass wir heute mit einer derart großen Menge an Dingen leben, und wie hat das den Lauf der Geschichte verändert?
Frank Trentmann, Historiker am Londoner Birkbeck College, erzählt in Herrschaft der Dinge erstmals umfassend die faszinierende Geschichte des Konsums. Von der italienischen Renaissance bis hin zur globalisierten Wirtschaft der Gegenwart entwirft er eine weltumspannende Alltags- und Wirtschaftsgeschichte, die eine Fülle von Wissen bietet, den Blick aber ebenso auf die Herausforderungen der Zukunft lenkt angesichts von Überfluss und Turbokapitalismus. Ein opulentes, eindrucksvolles Werk, das Maßstäbe setzt, in der Forschung wie in den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Debatten unserer Zeit. (Text: Verlag)


Aslı Erdoğan: Nicht einmal das Schweigen gehört uns noch.
Essays, mit einer Einführung von Cem Özdemir
Knaus Verlag, 192 Seiten, aus dem Türkischen von Sabine Adatepe, Şebnem Bahadır, Angelika Gillitz-Acar u.a.

„Wir müssen den Mördern die Stirn bieten und die Opfer zu Wort kommen lassen.“ Aslı Erdoğan, die große türkische Romanautorin und Oppositionelle, ist zur Symbolfigur für die Meinungsfreiheit und das Ausmaß der türkischen Willkürherrschaft geworden. Für ihre Publikationen wurde sie viereinhalb Monate inhaftiert und ist momentan unter Auflagen für die Dauer des Gerichtsprozesses frei. Erstmals liegt nun eine Auswahl ihrer politischen Essays, die derzeit nicht in der Türkei erscheinen können, auf Deutsch vor. „Ihr Buch macht deutlich, wie unverzichtbar die Stimme und das Engagement einer Frau in jedwedem Freiheitskampf ist […] Seite für Seite wird man aufgerüttelt und Zeuge ihres unermüdlichen Widerstands.“ Libération (Text: Verlag)


Bernie Sanders: Unsere Revolution. Wir brauchen eine gerechte Gesellschaft
Ullstein Verlag, 464 Seiten, aus dem Amerikanischen von Frank Born, K.-D. Schmidt, Karen Genschow.

In der führenden Nation des Westens spielen die Belange der Mittelschicht und der Geringverdiener, aber auch die des Umweltschutzes und der Minder heiten eine empörend geringe Rolle. Doch der Sozialist Bernie Sanders kämpft weiter für eine politische Revolution: für eine Ökonomie, die nicht nur Jobs schafft, sondern auch für gerechte Löhne sorgt; für ein Gesundheitswesen, das allen zugute kommt; für den nachhaltigen Schutz unserer Umwelt — und gegen jede Form von Rassismus. Nur so wird es gelingen, den USA und der ganzen Welt eine bessere Zukunft zu schaffen. Sanders’ Buch ist die linkspolitische Agenda für alle, die mit dem Primat der Profitgier und der Willkür des Establishments nicht einverstanden sind und nach neuen Wegen jenseits des Raubtierkapitalismus suchen. (Text: Verlag)


Michelle & Barack Obama: Zeigt Gesicht! Die Abschiedsreden
Ullstein Verlag, 64 Seiten, aus dem Amerikanischen übersetzt von Astrid Gravert

In ihren leidenschaftlichen und eindringlichen Abschiedsreden richten sich Barack und Michelle Obama an ihr Land und die ganze Welt. Sie fordern uns auf, unsere Werte, Pflichten und Chancen als Bürger nie aus den Augen zu verlieren. Freiheit, Demokratie, Offenheit, Gerechtigkeit und Bildung für alle – dies alles macht eine funktionierende Gesellschaft aus. Doch zum Besseren wenden können wir die Dinge nur, wenn wir uns täglich selbst dafür engagieren. (Text: Verlag)


Benjamin Pütter: Kleine Hände – großer Profit. Kinderarbeit – Welches ungeahnte Leid sich in unserer Warenwelt verbirgt
Heyne Verlag, 224 Seiten

Kinderarbeit ist international verboten. Trotzdem schuften Millionen Kinder unter den unwürdigsten Bedingungen für unsere Produkte, z.B. für Schmuck, Teppiche und Natursteine. Der Kinderarbeitsexperte Benjamin Pütter ist schon über 80-mal durch Indien gereist, das Land mit den meisten Kinderarbeitern. Er berichtet von Mädchen und Jungen, die teilweise bereits mit fünf Jahren ganztags arbeiten müssen, prangert die Machenschaften skrupelloser Firmenchefs an und deckt auf, warum auch wir unwissentlich Produkte aus Kinderarbeit kaufen. (Text: Verlag)


Franz Josef Voll: Schweinebande! Der Fleischreport: ein Metzgermeister über die Praktiken seiner Zunft
Ludwig Verlag, 288 Seiten, Mitarbeit: Leo G. Linder

Fleisch wird als einziges Lebensmittel nicht nur nicht teurer, sondern billiger – und die Fleischbranche verdient dennoch Milliarden. Wie ist das möglich? Bereits in seiner Metzgerlehre lernte Franz Josef Voll: „Es gibt kein schlechtes Fleisch, es gibt nur Fleisch, das verarbeitet werden muss.“ Was nicht mehr mit Gewürzen versetzt oder in Knoblauch und Öl eingelegt werden kann, wird durch den Fleischwolf gedreht und landet in der Wurst. Als Voll diese Zustände nicht mehr hinnehmen wollte, wechselte er die Seiten und wurde Lebensmittelkontrolleur. Heute steht er endgültig auf Seiten des Verbrauchers und bringt die – im wahrsten Sinne des Wortes – Sauereien der Fleischindustrie ans Licht. In seinem Insider-Bericht rechnet er mit einer Branche ab, deren Machenschaften auch dem letzten vertrauensseligen Verbraucher gehörig den Appetit verderben dürften. (Text: Verlag)


Coverfoto: Eduardo Sánchez/Unsplash

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