Im Weltall hört dich niemand schreien

Alien: Filme und Spiele

Seit Ridley Scott 1979  „Alien“ auf die Leinwand brachte, hat sich die Story um das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt zu einem ausgewachsenen Franchise entwickelt. Sogar eine Vermischung mit dem Predator-Universum hat stattgefunden und eine eigene „Alien vs. Predator“-Reihe hervorgebracht. Inzwischen zählt die Produktpalette acht Filme, zahlreiche Comics und an die 30 Videospiele.

Die ersten vier Alienfilme sind sehr unterschiedlich und zeigen deutlich die Handschrift des jeweiligen Regisseurs. Der erste Teil von Ridley Scott ist ein klassischer Scifi-Film mit Horrorelementen, der die Einsamkeit und Hilflosigkeit in den Weiten des Weltalls als klaustrophobische Kulisse inszeniert, getreu dem Filmmotto: „Im Weltall hört dich niemand schreien“. In Teil zwei setzt James Cameron klar auf Action, Teil drei versieht David Fincher mit Aspekten eines Thrillers, und Teil vier bekam von Jean-Pierre Jeunet eine französische Note verliehen. Nach zwei ganz anders gearteten „Alien vs Predator“-Filmen, in denen die Aliens und deren Jäger, die Predators, mehr im Vordergrund stehen als die menschlichen Charaktere, hat 2012 Ridley Scott die Reihe wieder übernommen. Der zweite Teil dieser Prequel-Trilogie „Covenant“ läuft derzeit im Kino. Er orientiert sich wieder vermehrt an den düsteren Horroraspekten des ersten Teils.

Geniales Design: H.R. Giger

(c) Scheidegger & Spiess Verlag

Ende der 1970er Jahre war Science Fiction kaum mainstreamtauglich. Auch die starke weibliche Hauptrolle war etwas, das damals nicht unbedingt einen breiten Erfolg versprach. Die großzügige Finanzierung gewährte 20th Century Fox erst aufgrund des Erfolgs von „Star Wars“, das 1977 zum Kassenhit wurde. Während die spannend und düster inszenierte „Alien“-Story beim Publikum gut ankam und der Film sogar einen Oscar für die visuellen Effekte erhielt, wurde er von vielen Kritikern wegen seines ’simplen, uralten und vorhersehbaren Monster-bedroht-Menschheit-Plots‘ kritisiert. Aus heutiger Sicht ist der Film ein zeitloser Klassiker. Vor allem das geniale Design der Alien-Spezies und des unbekannten Raumschiffs ist ein Markenzeichen. Verantwortlich dafür war der Schweizer Künstler Hans Ruedi Giger, der mit der Arbeit an Alien berühmt wurde. Aber auch für viele andere Filme, Plattencover und Videospiele steuerte er das Design bei. Sein spezieller Stil, die Darstellungen des „Biomechanoiden“, wie er es nannte, sind verstörend und faszinierend zugleich. Seine künstlerischen Arbeiten sind auf jeden Fall mehr als nur einen Blick wert.

Alien. Die Filme. 20th Century Fox, 1979 – 2017, FSK: 16. Ausleihen bei der Münchner Stadtbibliothek!

Bücher über die Kunst H.R. Gigers: Ausleihen bei der Münchner Stadtbibliothek!

Alien ist mehr als nur ein Shooter

Alien – Atari2600 (c) 20th Century Fox

Als ich bei der Recherche herausfand, dass es bereits an die 30 Alien-Games gibt, war ich doch etwas erstaunt. Wobei natürlich anzuzweifeln ist, dass all diese Spiele auch hierzulande auf den Markt kamen. Bereits 1982 erschien das erste Spiel für den Atari2600. Der erste Titel, den ich gespielt habe, war „Alien Trilogy“ von 1996 auf der Playstation 1.  Daneben blieb mir auch „Alien vs. Predator“ von 1999 auf dem PC in Erinnerung, das mit der Innovation aufwarten konnte, dass man im Multiplayer neben dem Menschen auch den Predator und das Alien steuern konnte. Was aber nahezu alle Games gemeinsam hatten, ist, dass sie einfache Shooter waren. Die Horror- und Survivalelemente der Filme wurden in keinem wirklich umgesetzt. Daher war ich umso begeisterter vom 2014 erschienenen „Alien: Isolation“, das eine Hommage an den ersten Teil der Filmreihe ist.

Die Entwickler von Creative Assembly haben Zugang zu sämtlichen Materialien und Desginstudien des ersten Films bekommen und das Gamedesign danach entwickelt. Die monochromen Röhrenbildschirme, die riesigen Bewegungsscanner, das Schiffdesign: Man fühlt sich wirklich wie im Film. Und was echt innovativ ist: Ihr habt nicht die geringste Chance gegen das Alien. Sobald es euch entdeckt, seid ihr Geschichte. Da ist nichts mit ballerndem Alleindurchgang. Ihr müsst das Alien mit selbstgebastelten Gegenständen ablenken oder euch in Schränken verstecken. Wenn das Alien sich dann schnüffelnd ganz langsam dem Schrank nähert, ist das Nervenkitzel pur. Ein cooles Extra: Mit Kinect lässt sich auf der Xbox die Geräuscherkennnung aktivieren, so dass ihr besonders leise sein müsst, wenn das Alien vorbeikommt. Dies trägt enorm zur Atmosphäre bei. Allerdings war dieses Feature bei mir nicht wirklich nutzbar: Niest der Nachbar, reißt das Alien schon den Schrank auf, in dem ich mich gerade versteckt hatte. Deshalb habe ich die Geräuscherkennung meistens doch deaktiviert. Neben dem Alien bekommt ihr es auf der Raumstation, auf der ihr strandet, mit Androiden zu tun, die aufgrund einer Fehlfunktion alle Menschen als Bedrohung für das Funktionieren der Station sehen und euch an den Kragen wollen. Auch diesen Typen solltet ihr also tunlichst aus dem Weg gehen. Einzig gegen die die Facehugger könnt ihr euch zur Wehr setzen – sofern ihr sie rechtzeitig entdeckt …

Scheitern als Grunderfahrung

Alien: Isolation (c) Sega

Ich kann mich an kein Spiel erinnern, dass es schafft, eine so unglaublich dichte, packende Atmosphäre zu transportieren. Natürlich ist es darauf ausgelegt, dass ihr mehrfach scheitert. Auch in der Story taucht jedes Mal, wenn ihr denkt „Endlich vorbei! Endlich dieses Biest abgehängt!“ das Alien wieder auf. Ich war richtigehend erleichtert, als das Spiel zu Ende war und ich von diesem Monster erlöst war. Während „Dark Souls“-Fans über den Schwierigkeitsgrad wahrscheinlich nur müde lächeln, war dieser in Verbindung mit der unvorhersehbaren K.I. aber der Grund , dass einige Kritiken zu „Alien: Isolation“ eher negativ ausfielen. Bemängelt wurde, dass die Atmosphäre in dem Frust über den Schwierigkeitsgrad verloren ginge. Wer sich leicht frustrieren lässt, wird tatsächlich nicht so viel Spaß an dem Spiel haben. Derjenige aber, für den das Scheitern zur Gesamterfahrung gehört, wird mit einem absolut packenden, an die Nerven gehenden Spielerlebnis belohnt.

Alien: Isolation. PS4, Xbox One, PC Creative Assembly, Sega 2014, USK: 16. Ausleihen bei der Münchner Stadtbibliothek!

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