#faq, Folge 45

Was macht die Chefin der Stadtteilbibliotheken?

Die Münchner Stadtbibliothek ist ein ziemlich großer Betrieb – innerhalb des Kulturreferats sogar die größte Einrichtung. Mit rund 500 Mitarbeiter_innen ist sie quasi so groß wie ein mittelständiges Unternehmen mit vielen Filialen. Neben den bibliothekarischen und technischen Verwaltungsdirektoren, die für das gesamte Gefüge der Münchner Stadtbibliothek zuständig sind und unsere Belange im Stadtrat und den Kulturgremien vertreten, hat jede Stadtbibliothek eine eigene Leitung, die sich sowohl um den aktuellen Bestand vor Ort kümmert, aber auch intensiv Kontaktarbeit im eigenen Viertel zu Kitas, Schulen und Kooperationspartnern betreibt und im Kulturkalender des jeweiligen Stadtteils eine große Rolle spielt.

Dafür, dass das Zusammenspiel zwischen allen Stadtteilbibliotheken, den internen Abteilungen, über die verschiedenen Führungsebenen hinweg und auch zur Direktion gut klappt, sorgt Ute Groß. Sie ist für die rund 250 Kolleginnen und Kollegen zuständig, die in den Zweigstellen arbeiten. Sie kümmert sich darum, dass möglichst jede/r die Fortbildung bekommt, die sinnvoll für ihn/sie ist, organisiert die Verteilung von Praktikumsplätzen und ehrenamtlichen Tätigkeiten und plant federführend das gemeinsame Kooperationsprogramm „kurz & gut“ mit der Münchner Volkshochschule. Und nicht zuletzt wacht sie über den Medientat aller Filialen, und verteilt ihn jedes Jahr aufs Neue nach Größe, spezieller Ausrichtung und Schwerpunkten der einzelnen Stadtbibliotheken. Das sind immerhin 1,4 Millionen Euro, von denen gute zwei Drittel für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften ausgegeben werden dürfen; der Rest steht für CDs, DVDs, Computerspiele, aber auch Datenbanken zur Verfügung.

Bei der Verteilung des Etats schöpft Ute Groß auch aus ihrer eigenen langjährigen Erfahrung, die sie in bald 40 Jahren in verschiedenen großen Bibliotheken gesammelt hat – und das waren einige Stationen in der Stadt, nämlich: die Bibliotheken im Hasenbergl und in Allach-Untermenzing, die Filiale in Nymphenburg, die mittlerweile mit der Stadtbibliothek Neuhausen fusioniert ist, und die Bibliothek in Pasing. Bevor sie selbst das Ruder für die Stadtbibliotheken übernommen hat, hatte Ute Groß diese Aufgabe bereits in Stellvertretung inne. Diese Funktion übernimmt gerade Nadine Forster, die insbesondere für Bauangelegenheiten zuständig ist. Hier stehen einige sehr spannende Renovierungs- und auch Neubauprojekte an im ganzen Stadtgebiet: Einen Neubau bekommen die Stadtbibliotheken in Neuaubing und Fürstenried. Sendling, Schwabing und Bogenhausen werden saniert, und ganz neue Standorte entstehen in Freimann, Freiham und Riem. Aber das ist nochmal Stoff für eine eigene #faq-Folge …

Was ihr an ihrem Job nicht so viel Spaß macht? Da muss Ute Groß dann doch etwas länger überlegen. In all den Jahren, die sie schon dabei ist, habe es sehr wenige große Konflikte gegeben – dafür sei sie sehr dankbar. Schwierig findet sie die Hilflosigkeit, wenn Personal plötzlich fehlt, insbesondere bei akuten oder lang anhaltenden Krankheiten.

Nach all den Jahren findet Ute Groß es nach wie vor spannend, wie viele verschiedene und tolle Leute sie hier kennengelernt hat und wie viel Spaß die Zusammenarbeit mit allen macht. Durch ihre deutschlandweite Mitarbeit bei der Ausbildung von FaMIs hat sie es sehr zu schätzen gelernt, welche Möglichkeiten der Vernetzung sich immer wieder neu ergeben. Die Veränderungen des bibliothekarischen Berufsbildes seit ihrer eigenen Studienzeit mitzuerleben und auch durch viele Personalentwicklungskonzepte aktiv mitgestalten zu können, sind für sie der Grund, dass dieser Job immer aufregend bleibt und motiviert, noch ganz viel Neues in Angriff zu nehmen.

Gerade vor zwei Monaten wurde der Startschuss zur Samstagsöffnung in sieben der 21 Stadtbibliotheken gegeben; nun gilt es zu beobachten, wie gut die Veränderung vor Ort angenommen wird. Wenn alles glatt läuft, werden in den nächsten zwei bis drei Jahren auch alle anderen Stadtbibliotheken sukzessive mit diesem Modell aufwarten können. Die Logistik, die dabei zu bewältigen ist, gehört zu den großen Herausforderungen, die Ute Groß seit zwei Jahren beschäftigen. Aber genau diese Art Projekte und Überlegungen zu Organisations- und Strukturverbesserungen liegen ihr am Herzen. Und das merkt man ihr durch und durch an, wenn sie über ihre Arbeit spricht.

Nachgefragt und aufgeschrieben von Tanja Erdmenger

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