Auslese: Neue Dokumentarfilme

Finnische Männer, deutsche Großwildjäger und nordkoreanische Laiendarstellerinnen: Der Dokumentarfilm der Gegenwart ist lebendig und unterhaltsam, welthaltig und politisch, nachdenklich und bewegend. In unserer Auswahl ist für jeden Geschmack etwas dabei. Zwölf Empfehlungen, die das Hinsehen lohnen.

Ein Klick aufs jeweilige Cover führt in unseren Onlinekatalog zum Bestellen und Ausleihen.


Werner Herzog: Wovon träumt das Internet?
Koch Media, 94 Min.

Mit derselben Neugier und demselben Einfallsreichtum mit denen er sich vorher der Erde und ihren Bewohnern widmete, wendet sich Werner Herzog nun dem Internet zu, erzählt von dessen Anfängen und erkundet das World Wide Web bis in den letzten Winkel. In Zusammenarbeit mit NetScout Systems, einem Anbieter für Sicherheitsprogramme und Service Assurance, zeigt Herzog durch augenöffnende Gespräche mit Fachleuten überall auf der Welt, wie das Internet unsere Welt verändert hat. Denn das Web ist aus unserem Alltag mittlerweile nicht mehr wegzudenken und beeinflusst so verschiedene Bereiche wie Handel, Erziehung, Ausbildung, Gesundheitswesen, Technologie und sogar die persönlichen Beziehungen der Menschen. (Text: Produktionsfirma)


Ginafranco Rosi: Seefeuer (Fuocoammare)
Weltkino, 109 Min.

Samuele ist 12. Nach der Schule trifft er seine Freunde oder streift mit einer selbstgebauten Steinschleuder durch die Gegend. Er will Fischer werden, so wie sein Vater. Samuele lebt auf der Mittelmeerinsel Lampedusa, auf der das Leben schon immer von dem geprägt war, was das Meer bringt. Seit Jahren sind das nun vor allem Menschen – Tausende Flüchtlinge, die in der verzweifelten Hoffnung auf ein besseres Leben eine lebensgefährliche Reise wagen.

Ein Jahr lang beobachtete Regisseur Gianfranco Rosi Leben und Alltag auf Lampedusa, der „Insel der Hoffnung“, die zur Anlaufstelle unzähliger Flüchtlinge wurde. Der bewegende Dokumentarfilm überzeugte auf der diesjährigen Berlinale Publikum wie Kritiker und gewann den Goldenen Bären als Bester Film. (Text: Produktionsfirma)


Matthias Koßmehl: Café Waldluft
déjà-vu-Film, 79 Min.

Mitten in der bayerischen Bergidylle treffen Einheimische, Touristen und Flüchtlinge an einem einzigartigen Ort zusammen, dem „Café Waldluft”, einem ausgemustertem Ausflugshotel in Berchtesgaden. Wo früher überfüllte Busse Touristen aus aller Welt absetzten, leben heute Flüchtlinge aus aller Herren Länder unter einem Dach. Inmitten des Postkartenpanoramas versuchen sie sich an einem Leben fernab von Krieg und Konflikt und stellen fest, dass ihnen der Zugang zur neuen Heimat oft genug verwehrt bleibt. Was müssen sie tun, um wirklich anzukommen? Und was bedeutet der große Begriff der Heimat überhaupt für den einzelnen? (Text: Produktionsfirma)


Joonas Berghäll/Mika Hotakainen: Was Männer sonst nicht zeigen
Temperclayfilm, 84 Min.

Echte Männer sprechen nicht über ihre Probleme, sondern ertränken sie lieber bei einem Bier, das sie mit dem besten Kumpel trinken – gerade in Finnland ist dieses soziale Phänomen in starker Ausprägung zu beobachten. Nur in der Umgebung einer privaten Sauna, so wissen die Regisseure Joonas Berghäll und Mika Hotakainen, öffnen sich die sonst so verschlossenen Herren plötzlich und sprechen über die wirklich wichtigen Themen im Leben. Und weil in Finnland aus jedem Raum mit vier Wänden eine Sauna gemacht wird, sei es eine Telefonzelle, ein alter Wohnwagen oder eine Erntemaschine, gibt es genug Orte, an denen Berghäll und Hotakainen die Männer dabei filmen können, wie sie in der Saunahitze Stück für Stück auftauen. Die Lebensgeschichten, die erzählt werden, sind mal lustig und mal tiefgründig, kommen aber immer von ganz tief drinnen… (Text: Produktionsfirma)


Ulrich Seidl: Safari
Neue Visionen, 91 Min.

Afrika. In den Weiten der Wildnis, dort, wo es Buschböcke, Impalas, Zebras, Gnus und anderes Getier zu Tausenden gibt, machen deutsche und österreichische Jagdtouristen Urlaub. Sie fahren durch den Busch, sie liegen auf der Lauer, sie gehen auf die Pirsch. Dann schießen sie, weinen vor Aufregung und posieren vor ihren erlegten Tieren. Ein Urlaubsfilm über das Töten, ein Film über die menschliche Natur. (Text: Produktionsfirma)

 


Lisei Caspers: Gestrandet
Pandora, 80 Min.

Das Jahr 2014 beginnt für die Bewohner von Strackholt mit einer ungewöhnlichen Nachricht: Eine kleine Gruppe eritreischer Flüchtlinge ist in dem 1500-Seelen-Dorf „gestrandet“. 20 km von Aurich, inmitten der ostfriesischen Leere, sollen die Neuankömmlinge den Ausgang ihres Asylverfahrens abwarten. Helmut, ein pensionierter Schuldirektor und Christiane, eine Journalistin nehmen sich der fünf Männer an. Mit Deutschunterricht, Ämtergängen und selbstgebackenem Kuchen versuchen Sie, Ihnen den Neuanfang in der fremden Umgebung zu erleichtern. Die Flüchtlinge nehmen das Hilfsangebot mit großem Elan an. Doch mit jedem Tag treten neue Konflikte auf, denn die Mühlen der Behörden mahlen langsam und die tägliche Ungewissheit zehrt an den Nerven aller Beteiligten. (Text: Produktionsfirma)


Till Schauder: Der Iran Job
good!movies, 95 Min.

Der erfolgreiche afroamerikanische Basketballspieler Kevin Sheppard nimmt das Angebot an, im Iran zu spielen. Damit geht er wohl das größte Abenteuer seines Lebens ein. Anfangs versucht er noch, Politik und Sport strikt zu trennen, doch er merkt schnell, dass das schier unmöglich ist. Politik beherrscht das öffentliche wie private Leben. Bald geht er ein ungewöhnliches Bündnis mit drei iranischen Frauen ein: Er schafft mit ihnen in seiner Wohnung einen Ort der offenen Diskussionen, bei denen von Politik bis zur Rolle der Frau alles thematisiert wird. (Text: Produktionsfirma)


Pascal Plisson: Der große Tag
Wild Bunch Germany, 89 Min.

Vier Kinder aus unterschiedlichen Ecken der Welt haben Großes vor. Ihre Motivation und ihr Durchhaltevermögen muss ausgleichen, was ihnen allen familiär bedingt fehlt: Geld. Nidhi aus Indien übt jeden Tag rechnen, damit sie eines Tages als Ingenieurin arbeiten kann. Zuvor muss sie einen landesweiten Test bestehen. Albert aus Kuba strengt sich an, irgendwann Box-Champion zu werden. Deegii aus der Mongolei findet Schlangenmenschen toll, bewundert deren Beweglichkeit. Sie trainiert hart, damit sie als Akrobatin an einer begehrten Artistenschule aufgenommen wird. Ben aus Uganda will Ranger in einem Nationalpark werden. Dazu muss er einige Prüfungen bestehen. Alle vier haben Träume, und alle vier wollen sie aus eigener Kraft verwirklichen. Die Hoffnungen sind groß, aber auch mit Zweifeln müssen die Kinder umzugehen lernen… (Text: Produktionsfirma)


Susan Gluth: Urmila – Für die Freiheit
Farbfilm, 87 Min.

Urmila Chaudhary lebt im Süden Nepals und ist sechs Jahre alt, als sie von ihren Eltern als Kamalari, eine Haushaltssklavin, in die Hauptstadt verkauft wird. Erst 12 Jahre später gelingt ihre Befreiung. Mit der eigenen Freiheit gibt sich Urmila nicht zufrieden, aus dem Erlebten zieht sie die Kraft, die sie für andere Mädchen in ihrem Land nutzen will. Voller Zuversicht kämpft sie für die Organisation „Freed Kamalari Development Forum“ (FKDF) gegen das offiziell abgeschaffte System der Leibeigenschaft und somit gegen jahrhundertealte Gesellschaftsstrukturen in ihrer Heimat.

Urmila macht auch außerhalb Nepals auf die Situation in ihrer Heimat aufmerksam, sie reist auf andere Kontinente und hält mitreißende Reden. Gleichzeitig hat sie sich ein vermeintlich unerreichbares Ziel gesetzt: Urmila möchte Rechtsanwältin werden und ihr Heimatland Nepal weiter verändern. Dafür versucht sie ihren Schulabschluss nachzuholen, denn wie den meisten Kamalari blieb auch ihr eine Schulbildung verwehrt. Das Lernen versucht die mittlerweile 25-Jährige mit ihrer Arbeit als Aktivistin zu vereinbaren, stößt dabei aber zunehmend an ihre Grenzen. Muss sie sich für einen Weg entscheiden? (Text: Produktionsfirma)


Sung-Hyung Cho: Meine Brüdern und Schwestern im Norden
Kundschafter, 106 Min.

Wer weiß außerhalb des Landes wirklich etwas über Nordkorea? Was wir von diesem abgeschotteten Land zu sehen und zu hören bekommen, ist immer das gleiche: Militär-Paraden mit Panzern und Raketen, Soldaten und Soldatinnen, die wie Roboter marschieren, Kriegsdrohungen, Hungersnöte, abgemagerte Kinder und nicht zuletzt die drei Generationen von scheinbar wahnsinnigen Diktatoren und die ihnen hysterisch huldigende Gefolgschaft. Sung-Hyung Cho geht diesen Fragen nach, mittendrin – in Nordkorea: Ihr Film porträtiert die Menschen hinter den hartnäckigen Klischees und Stereotypen eines unverstandenen Landes und gibt Einblicke hinter die protzige Propagandafassade einer uns verschlossenen Lebenswelt. Die Menschen, denen Sung-Hyung Cho auf ihrer Reise durch das Land begegnet – Soldatinnen, Bauern, Maler, Näherinnen – sind keine Zufallsbekanntschaften, sondern wurden vom Regime ausgesucht. Trotzdem nähert sie sich ihren Protagonisten dabei aufrichtig interessiert, respektvoll und vor allem ohne jegliche Wertung. So kommt ein fröhliches Volk zum Vorschein, dessen Liebe zu „ihrem Führer“ uns mehr als einmal sonderbar erscheint, das seine Wünsche und die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung der beiden Koreas aber noch längst nicht aufgegeben hat.  (Text: Produktionsfirma)


Tancrede Ramonet: Kein Gott, kein Herr! Eine Geschichte der Anarchie
Absolut Medien, 142 Min.

Ausschließlich auf Archiv Dokumente wie Wochenschauen, Fotos, Zeitungen und Schriften gestützt, erzählt Tancrède Ramonet von der anarchistischen Bewegung: Von ihre Anfängen bis zum Vorabend des ersten Weltkriegs, und über die aufregenden Jahre bis zum II. Weltkrieg. Eine Zeitreise von Proudhon über die mexikanische Revolution bis zu Durruti im spanischen Bürgerkrieg. Das historische Fresko reicht von Russland und Japan über Spanien in die USA, bis nach Frankreich, Argentinien, Israel und Ägypten. Eine reich bebilderte Aufbereitung der Geschichte der Anarchie von Proudhon über Bakunin bis in die Gegenwart. (Text: Produktionsfirma)

I. Teil: Lust an der Zerstörung (1840 – 1914)
II. Teil: Erinnerung der Besiegten (1911-1945)


Cyril Dion: Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen
Pandora, 118 Min.

Was, wenn jeder von uns dazu beitragen könnte? Als die Schauspielerin Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“, „Beginners“) und der französische Aktivist Cyril Dion in der Zeitschrift „Nature“ eine Studie lesen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch unserer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagt, wollen sie sich mit diesem Horror-Szenario nicht abfinden. Schnell ist ihnen jedoch klar, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen, um einen breiten Teil der Bevölkerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sich die beiden auf den Weg. Sie sprechen mit Experten und besuchen weltweit Projekte und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen. Was sie finden, sind Antworten auf die dringendsten Fragen unserer Zeit. Und die Gewissheit, dass es eine andere Geschichte für unsere Zukunft geben kann. (Text: Produktionsfirma)

 

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