Auf Zeitreise

Die Kriminalromane um Gereon Rath von Volker Kutscher

Im November ist bereits der sechste Fall um Kriminalkommissar Gereon Rath erschienen. Nicht nur ich erwarte inzwischen freudig jeden neuen Band; die Krimireihe, die mit „Der nasse Fisch“ im Jahr 1929 einsetzt, schafft es inzwischen sehr weit nach vorne in den Bestenlisten. Und das ist verständlich, denn was dem Autor hier so fabelhaft gelingt: einen spannenden Krimi mit viel Zeitgeschichte zu verknüpfen.

cover_dernassefischDoch worum geht es? Gereon Rath, geboren 1899, ist Kölner mit Leib und Seele. Insofern ist es für ihn eine harte Strafe, als er nach einem tödlichen Schuss aus seiner Dienstwaffe und der darauf folgenden negativen Berichterstattung in der Presse 1929 aus dem Rheinland nach Berlin versetzt wird. Anfangs fühlt er sich in der Reichshauptstadt gar nicht wohl, doch schnell lernt er auch die positiven Seiten kennen: Erstens zählt die Mordkommission unter Ernst Gennat zu den modernsten in Europa, zweitens reicht der Einflussbereich seines Vaters nicht bis Berlin und drittens lernt er bald die bezaubernde Stenotypistin Charlotte ‚Charly‘ Ritter kennen.

In jedem Band steht natürlich ein Mordfall im Mittelpunkt der Ermittlung. Und es ist nicht nur spannend mitzuverfolgen, wie die Ermittler ohne DNA-Tests, dafür mit einem „Mordauto“ den Tätern auf die Spur zu kommen versuchen. Sondern es wird auch ein lebendiges Panorama einer äußerst brodelnden Stadt Berlin gezeigt: Film, Musik und Tanz erleben eine Hochkultur, gleichzeitig leben viele Menschen in ärmsten Verhältnissen oder gar auf der Straße.

Auch die Hauptfigur Gereon Rath ist gut angelegt: Hier ist kein strahlender Held zu bewundern,  vielmehr hat der Kommissar selbst einigen Dreck am Stecken und muss sich manchmal ganz schön mühsam um diverse Fallstricke herum manövrieren.

cover_lunaparkVolker Kutscher recherchiert höchst genau und lässt sich deshalb auch für jeden seiner Kriminalromane etwa zwei Jahre Zeit. Als Leser profitiert man ungemein von dieser Recherche und bekommt auch die politischen Hintergründe dieser Jahre klar und spannend vermittelt. Wir können mitverfolgen, wie sich der braune Mob immer mehr ausbreitet und mit Adolf Hitler ein dunkles Zeitalter beginnt. Viele Figuren in den Büchern beruhigen sich noch mit „Der braune Spuk wird bald vorbei sein“ und „So schlimm wird es schon nicht werden“. Und wenn man dann im aktuellen Band „Lunapark“ von Goebbels „Aktion gegen Miesmacher und Kritikaster“ liest, ist das Jahr 1934 plötzlich nicht mehr so weit weg.

Fazit: Die Romane um Gereon Rath sind nicht nur spannende Kriminalfälle, sondern zudem immer eine gut zu lesende Zeitreise. Nach der Lektüre bin ich jedes Mal froh, in einer demokratischen Gegenwart leben zu dürfen.

PS: Es sollen noch weitere Romane um Geron Rath folgen – bis mindestens ins Jahr 1936 will der Autor Gereon Rath noch führen. Und lassen wir uns auch davon überraschen, was der Regisseur Tom Tykwer, der gerade den ersten Band als Serie unter dem Titel „Babylon Berlin“ verfilmt, aus der Story macht.

Bisher in dieser Reihe von Volker Kutscher erschienen:
(Ich empfehle, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen.)
1. Der nasse Fisch, 494 Seiten
2. Der stumme Tod, 541 Seiten
3. Goldstein, 573 Seiten
4. Die Akte Vaterland, 563 Seiten
5. Märzgefallene, 608 Seiten
6. Lunapark, 556 Seiten
alle Bücher: Kiepenheuer & Witsch Verlag

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Viele (weiterführende) Informationen finden interessierte Leserinnen und Leser auch auf der Autoren-Webseite www.gereonrath.de

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